idemo! in Sarajevo

13.04.2025

Gruppenfoto mit bosnischen JungpolitikerInnen und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger
Gruppenfoto mit bosnischen JungpolitikerInnen und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger

Foto: (c) Michael Gruber/BMEIA

Uns dürfte einmal jemand gewünscht haben, wir mögen in interessanten Zeiten leben. Denn genau an dem Tag, als unsere "Speak Up"-Gruppe sich das erste Mal in Bosnien und Herzegowina versammelte, verkündeten Österreich und Deutschland nationale Sanktionen gegen den Präsidenten der Republika Srpska, Milorad Dodik. Das ist eine ziemlich große Sache, denn bisher hatten nur die USA Sanktionen gegen ihn verhängt. EU-weit konnte man sich auf keinen gemeinsamen Weg einigen, also haben Österreich und Deutschland erstmals (!) auf nationaler Ebene beschlossen: Dodik kommt hier nicht mehr rein! Er darf nicht mehr nach Deutschland und Österreich einreisen.

Timing ist alles

Am selben Abend traf unsere Gruppe, der auch JungpolitikerInnen aus der Republika Srpska angehören, in der österreichischen Botschaft in Sarajevo auf Österreichs neue Außenministerin Beate Meinl-Reisinger, die zum ersten Mal Bosnien besuchte. Was uns besonders freut: Unsere mutigen KollegInnen aus der RS reisten dennoch zur Veranstaltung, um für ihre Entität zu sprechen und zu zeigen: Es gibt noch andere PolitikerInnen als Dodik in der Republika Srpska.


Jungpolitikerinnen sprechen in der österreichischen Botschaft in Sarajevo

Mit dabei waren auch VertreterInnen österreichischer Unternehmen in Bosnien, der gegenwärtige Leiter der U.S. Botschaft in Sarajevo, Daniel Koski , MedienvertreterInnen und natürlich Botschafter Georg Diwald, der uns ein herzlicher Gastgeber war. Und ja, auch die Militärkatze des Verteidigungsattacheés Oberst Erich Simbürger.

Oberst mit schwazer Katze

Ti si mi u krvi

Und schließlich stand da in einer Ecke ein Klavier. Ihr wisst das noch nicht, aber niemand, absolut niemand, singt so schön und so leidenschaftlich wie unsere "Speak Up" Projektgruppe. Und es ist ihnen dabei egal, wo.

Am Folgetag bestritten wir dann mit unseren Freunden vom Institut für den Donauraum und Mitteleuropa unseren eigentlichen Arbeitstag. Mit dabei waren unter anderem die österreichische Sondergesandte für den Westbalkan, Botschafterin Ulla Hartmann, Campaigning-Profi Stefan Sengl, Katarina Tadić vom European Fund for the Balkans, die Lokalaktivisten von Karton Revolucija und WKÖ Start-Up-Guru Kambis Kohansal.

Die TeilnehmerInnengruppe ist sehr gemischt. Einige sind aktive PolitikerInnen und planen in den bosnischen Wahlen 2026 zu kandidieren. Andere sind politische AktivistInnen oder arbeiten in der Verwaltung. Die Ziele und Möglichkeiten der einzelnen TeilnehmerInnen sind sehr unterschiedlich. Was sie aber gemeinsam haben, ist, dass sie sich ein besseres Morgen für ihr Land und besonders seine jungen Bewohnerinnen und Bewohner wünschen. idemo! und das österreichische Außenministerium unterstützen sie dabei mit Trainings und Beratung und mit der Veranstaltung regelmäßiger Treffen. Denn irgendwie müssen wir gemeinsam darauf schauen, dass es in unserer Nachbarschaft in Zukunft mehr Grund zur Hoffnung gibt. Wie Botschafterin Hartmann bemerkte, glauben nur wenige junge Leute in Bosnien und Herzegowina daran, dass sich etwas verändern kann. Das sei nicht verwunderlich, sagte sie, denn die meisten jungen Leute haben seit ihrer Kindheit keine politische Veränderung im Land durch Wahlen erlebt. Aber möglich sei es natürlich.

idemo!-Besuch in Srebrenica

Nach Ende des Programms, reiste die Gruppe ab. Dennis und Teresa von idemo! reisten am folgenden Tag noch gemeinsam mit Tarik Halilović und Stefan Sengl nach Srebrenica, um mit der stellvertretenden Leiterin des Gedenkzentrums, Amra Begić Fazlić zu sprechen. Das Zentrum hat aktuell aus Sicherheitsbedenken für BesucherInnen geschlossen. Zu unberechenbar erscheint den Leitern die Lage nach den monatelangen Auseinandersetzungen der internationalen Gemeinschaft mit Milorad Dodik. Dabei ist es ein sehr arbeitsreiches Jahr für das Gedenkzentrum. Heuer ist der Genozid an den bosnischen Muslimen in Srebrenica 30 Jahre her, was das Zentrum mit vielen Veranstaltungen und Möglichkeiten, über diesen grauenvollen Teil der bosnischen Geschichte zu lernen, begleitet.

Damit das Grauen von vor 30 Jahren sich für niemanden jemals wiederholt, auch deshalb wurde idemo! gegründet. Für den Frieden, die Demokratie, eine bessere Zukunft und alles, was sonst noch leiwand ist. idemo!